Erdbeeren pflücken in Neuwittenbek – ein Tipp von Franziska Palkowski

MIT RÜCKENWIND – Genussvolle Radtour am Nord-Ostsee-Kanal

Erdbeeren sind meine Sommerfrüchte Nummer eins! Ich liebe sie pur, mit Eis, in selbst gemachter Marmelade, in meinem morgendlichen Müsli und auch in Salat. Am allerbesten schmecken sie aber ganz frisch gepflückt auf dem Feld – von der Pflanze direkt in den Mund. An einem sonnigen Sonntag versinken wir auf den Feldern von Gut Warleberg in Neuwittenbek im Erdbeer-Himmel.

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Mit dem Rad zum Feld

„Hast du Lust, am Wochenende mit mir Erdbeeren pflücken zu gehen?“, fragt meine Freundin Lisa im Laufe der Woche. Klar habe ich das! Wir verabreden uns für Sonntag – und haben Glück: Das Wetter ist traumhaft und wir entscheiden uns, mit dem Fahrrad zu fahren. Wir starten in Kiel. Vom Blücherplatz geht es die Holtenauer Straße entlang bis zur kleinen Personenfähre Adler I, die uns mit unseren Rädern über den Nord-Ostsee-Kanal bringt. Auf der kleinen Fähre haben rund 50 Personen Platz (je nach Anzahl der Fahrräder entsprechend weniger). Heute herrscht viel Betrieb, so dass wir eine Fähre warten müssen. Das ist aber nicht schlimm, denn die Fähre fährt alle 15 Minuten – und wir haben heute Zeit. Als es soweit ist, haben wir unsere Masken parat – denn wie überall, wo zurzeit Menschen aufeinander treffen, herrscht auch auf der Adler I Maskenpflicht. Obwohl die Überfahrt nicht lange dauert, löst sie in uns ein Gefühl von Urlaub aus. Kurzurlaub. Herrlich! Am Holtenauer Ufer angekommen, gelangen wir von der Fähre fast augenblicklich auf den Weg am Kanal. Das erste Stück Sandweg ist recht eng, aber nach wenigen Metern gelangen wir auf einen zweispurigen Betriebsweg, auf dem wir gut fahren können.

Immer am Kanal entlang

Der Weg führt uns unter der Holtenauer Hochbrücke hindurch. Wer momentan nicht gern mit mehreren Menschen auf der kleinen Fähre fahren möchte, nimmt einfach diesen Weg über den Nord-Ostsee-Kanal. Als nächstes unterqueren wir die Hochbrücken in Levensau. Gleich zwei Brücken stehen hier. Die neuere Straßenhochbrücke ist von 1984 und nur für den Autoverkehr zugelassen. Die andere, vom Bau her markantere, rote Brücke ist von 1894. Über diese können auch Radfahrer und Fußgänger über den Kanal gelangen. Noch zumindest, denn die Brücke wird aus Altersgründen bald abgerissen. Stehen bleiben wird wohl nur das südliche Widerlager der Brücke, denn hier überwintern jedes Jahr Tausende Fledermäuse. Wir folgen weiter dem Kanal, ganz nebenbei bemerkt ist dieser die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Davon merken wir wenig. Der Schiffverkehr ist durch Corona weiterhin sehr eingeschränkt. Am Ufer ist wesentlich mehr los. Wir treffen andere Radfahrer, Spaziergänger mit Hund oder ohne, Nordic Walker, Läufer – es ist jedoch immer genug Platz, den Mindestabstand einzuhalten.

Über Stock und über Stein

Als wir in einer der lang gezogenen Kurven, mit denen sich der Kanal durch Schleswig-Holstein schlängelt, in der Ferne das Obstcafé Warleberg sehen können, wissen wir: Jetzt ist es nicht mehr weit! Wer sich vor dem Erdbeerpflücken stärken oder auf einer längeren Radtour eine Pause machen möchte, kann in dem Café mit herrlichstem Blick auf den Kanal und die umliegenden Felder Kaffee und Kuchen genießen. Wir biegen allerdings mit unseren Rädern circa 2 Kilometer vorher rechts ab. Ein kleines, unscheinbares Schild weist uns den Weg zum Kanalgarten, der zurzeit allerdings geschlossen ist. Jetzt wird es etwas anstrengend, denn wir müssen mit unseren Rädern ein kurzes Stück bergauf über einen Wiesenweg. Dieser führt uns in den Ort Neuwittenbek an die Hauptstraße. Wir biegen nach links und erreichen nach kurzer Fahrt auf bestem geteerten Weg unser Ziel: das Erdbeerfeld von Gut Warleberg.

Angekommen im Sommertraum

Schon an der Straße stehen viele Autos. Wir sorgen uns, dass es zu voll sein könnte – aber auf dem Gelände verteilen sich die Menschen gut. Wir gehen als erstes zu der kleinen Verkaufshütte, die am Anfang des Feldes aufgebaut ist. Hier wird abgewogen und bezahlt. Da wir unsere eigenen Behälter mit haben, lassen wir diese zu Beginn einmal abwiegen. Das Gewicht wird notiert und später beim Bezahlen wieder abgezogen. Wer keine eigene Dose oder Korb dabei hat, kann einen Behälter aus Pappe kaufen. In der Schlange an der Bude wird darum gebeten, den Mindestabstand zu wahren. Einige Menschen tragen auch ihre Maske. Das ist hier aber keine Pflicht. Wir finden das sehr angenehm, keiner kommt einem zu nah. Wo denn die besten Erdbeeren wachsen, wollen wir wissen. „Ich würde euch die Reihen weiter hinten links am Zaun empfehlen – aber ihr könnt frei wählen, wo ihr pflücken wollt“, sagt der nette Verkäufer am Stand. Gesagt, getan. Wir betreten das Feld und stiefeln los – bis zum Ende des Feldes kommen wir nicht ganz, kaum drehe ich mich um, sitzt Lisa zwischen den Erdbeerreihen und schiebt sich genüsslich die ersten roten Früchte in den Mund. Dabei strahlt sie über beide Ohren. „Ist das schön! Wie früher“, freut sie sich. Und tatsächlich: Wir fühlen uns zurück versetzt in unsere Kindheit. Schon damals war es für uns ein Fest über die Felder zu stapfen und die Beeren zu pflücken. Damals wie heute gilt: Eine in den Mund, eine in die Schüssel.

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Toller Ausflug für die ganze Familie

Auch heute sind viele Familien mit kleinen Kindern da. Die Lütten haben sichtlich Spaß an der Ernte. „Guck mal, ich habe die schönste Erdbeere vom ganzen Feld gefunden“, sagt ein blondes Mädchen rechts von uns stolz zu ihrer Mutter. Überall flitzen kleine Kinder mit rot verschmierten Mündern herum – die Früchte scheint ihnen zu schmecken. Auch uns schmeckt es! Wir verbringen bestimmt zwei Stunden auf dem Feld, bis wir uns satt, glücklich und etwas k.o. von der Sonne auf dem Heimweg machen. Bevor wir uns wieder auf unsere Räder schwingen, wird gewogen und bezahlt. Wir haben gut zwei Kilo in unseren Schüsseln.  Mit unserer Ernte machen wir uns auf den Rückweg. Es geht wieder am Kanal entlang, unter den Brücken hindurch und mit der Fähre rüber ans Wiker Ufer. Die gesamte Strecke ist rund 26 Kilometer lang und über weite Strecken flach und einfach zu fahren. An einem so warmen Tag wie heute sollte man die Tour allerdings nicht unterschätzen, am Kanal gibt es nicht durchgehend Schatten. Mit Wasser und einer Kopfbedeckung im Gepäck steht einem schönen (Familien-)Ausflug aber nichts im Wege. 

 

Weitere Höfe, die Erdbeeren zum Selber pflücken anbieten:

Ingenhof

Erdbeerpradies Braderup

Himbeerplatage Wulff & Taube

 


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